Dschisas

Die Bibel, das meistgekaufte, kaum gelesene und am wenigsten verstandene Buch der Welt. Um das wenig oder gar nicht Verstandene noch weniger verständlich zu machen, das Unverständnis zu fördern und weiter zu vertiefen, hat die Kirche die Theologie erfunden. Auch wenn man es kaum für möglich hält, diese Theologie erhielt sogar den Status einer Wissenschaft und die Theologen den von Wissenschaftern.

Seit Jahrhunderten plagen sich also Legionen von Theologen damit ab, die Begebenheiten, die in der Bibel erzählt werden, so zu deuten und so weit zu verkomplizieren, bis sie völlig an den Realitäten des Lebens vorbeigehen und von niemand mehr verstanden werden. Oft genug von ihnen selbst nicht. Zu diesem Zweck erfanden sie auch den Zölibat, der ihnen bei der Umsetzung des Am-Leben-Vorbeigehens behilflich ist. Allen möglichen Fantasien sind dort überhaupt keine Grenzen mehr gesetzt: Sexuelle Fantasien in Zusammenhang mit Dingen wie Endzeit, Satan und Hölle, ewige Verdammnis und Qualen bieten ein reiches Betätigungsfeld für theoretisch-theologische Exkurse.

Mag sein, dass die Texte auf den ersten Blick blasphemisch und häretisch wirken. Doch wer genauer hinliest und hin spürt, wird bemerken, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Dieser Dschisas, die Hauptfigur des Buchs, ist ein durch und durch lebensfroher und positiv denkender Mensch. Er sucht für alle, aber auch für sich selbst, das Schöne im Leben. Er genießt und lässt genießen. Wein, Weib und Gesang, um eine alte Metapher zu bemühen, ist er nicht abgeneigt. Im Gegenteil. Wer nicht genießt, ist ungenießbar singt Konstantin Wecker und genau darum geht es diesem Dschisas. Doch auch er erhält einen Auftrag, den er erfüllen muss. Mit allen menschlichen Zweifeln und Ängsten erfüllt er diesen Auftrag, wissend, dass das Leben schön sein soll, aber eben nicht immer schön sein kann. Er geht diesen Weg in Freude und Leid und auch im Angesicht des Todes vergisst er die Lebensfreude nicht und er ängstigt sich nicht vor dem Tod. Oder, um es mit Monty Python zu sagen:

 

And always look on the bright side of life
Always look on the right side of life

 

Selbstverständlich sind die Geschichten verzerrt wiedergegeben. Kein Mensch weiß, wie es wirklich war. Es hätte also auch so sein können, wie hier erzählt. Was auf den ersten Blick vielleicht persifliert erscheint, muss vielleicht gar nicht persifliert sein. Selbst wenn, wäre es auch gleichgültig, denn es lag mir beim Verfassen des Textes fern, die Bibel ins Lächerliche zu ziehen. Im Gegenteil, eine lächerliche Persiflage ist das, was die Theologen aus dieser Bibel gemacht haben. Leseprobe ...